AUFRUF
Wir fordern: Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!
Unsere Solidarität von Hamburg nach Hanau!
Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun junge Menschen aus rassistischen Gründen erschossen. Der Täter aus der Nachbarschaft hat sich vor den Augen der Sicherheitsbehörden auf seine Tat
vorbereitet wie es bereits der Täter von Halle, der dort ein Blutbad in der Synagoge anrichten wollte, und der Mörder von Walter Lübcke in Kassel tun konnten.
Die Prozesse und Urteile gegen die Mörder des NSU, von Halle und Kassel haben noch einmal deutlich gemacht: Die Tragweite rechten Terrors wird nach wie vor verharmlost durch die immer wiederholte
These von „Einzeltätern“, die die Rolle ihrer gemeinsamen Ideologie vom „großen Austausch“ und angeblicher weißer Überlegenheit ebenso ausblendet wie die rechte Vernetzung auch in der digitalen
Welt.
Zwei Jahre nach Hanau: kein Vergeben, kein Vergessen – gemeinsam gegen Rassismus!
Das Massaker von Hanau steht in einer langen Reihe rassistischer Morde in Deutschland und deren lückenhafter Aufklärung. Welche Rolle spielen dabei rechte Netzwerke in der Polizei und anderen
Behörden? Unerträglich sind anhaltende rassistische Hetze und Ausgrenzungsstrategien der AfD, aber auch nicht endende Debatten über Themen wie „mangelnde Integration“ und „Leitkultur“. Durch
beides fühlen sich potentielle Attentäter in ihren Auffassungen bestätigt und zur Tat ermutigt.
Die Angehörigen der Mordopfer von Hanau kommen, genau wie viele andere durch rassistische Gewalttaten traumatisierte Menschen, nicht zur Ruhe. Aktuell sprechen sie im Untersuchungsausschuss des
Hessischen Landtags über das Versagen und die Respektlosigkeit der Behörden, über deren mangelnden Aufklärungswillen und Schutz - über den "Normalzustand von institutionellem Rassismus".
Auch zwei Jahre nach dem Anschlag gibt es viele Fragen, keine Antworten, keine Konsequenzen. Die Angehörigen und Überlebenden fordern Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen!
Dazu gehört die Forderung nach dem Rücktritt des hessischen Innenministers Beuth. Warme Worte von oben haben die Angehörigen satt:
„Wir brauchen Taten statt Worte. Wir können nicht auf den nächsten Anschlag warten!“ hieß der eindringliche Appell aus Hanau an die Öffentlichkeit, an alle Antifaschist*innen. Daran wollen wir
zum Jahrestag des Massakers erinnern und unsere Solidarität demonstrieren.
Die Forderungen der Angehörigen aus Hanau sind auch unsere!
Um dem rechten Terror ein Ende zu setzen, um Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus wirksam entgegenzutreten, dürfen wir es nicht bei Fassungslosigkeit und Trauer belassen. Wir unterstützen
die Selbstorganisierung der Betroffenen und stehen an ihrer Seite. Der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus ist untrennbar verbunden mit der Solidarität im gemeinsamen Kampf
für soziale Gerechtigkeit und Teilhabe, gegen strukturelle Diskriminierung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, gegen rassistische Beleidigungen, Polizeigewalt, Racial Profiling und rechte
Diskurse aller Art.